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1. Bundesliga vs. Premier League – welche ist die „Best League In The World“?

Die Premier League bezeichnet sich als die „Best League In The World“. Und auch die Bundesliga sieht sich als ein Vorbild für andere europäische Ligen. Wer hat denn nun recht?

 

Dieser Frage wird im Folgenden nachgegangen. Wir vergleichen die Bundesliga und die Premier League hinsichtlich der Dominanz von einzelnen Teams, in Bezug auf die Nachwuchsförderung und mit Hinsicht auf die Wirtschaftlichkeit. Außerdem geben wir einen Überblick über die Transfereinnahmen und -ausgaben der beiden Ligen. Natürlich spielt auch die Frage nach der Spielstärke und nach der Härte der nationalen Mannschaften eine Rolle. Wir gehen der Frage nach, welche Liga die meisten Stadionbesucher hat und wir klären, in welchen Stadien mehr Stimmung herrscht. Auch ein Überblick über die Final-Duelle zwischen deutschen und englischen Mannschaften darf nicht fehlen. Und weißt du, ob die durchschnittlichen Nachspielzeiten in der Bundesliga oder in der Premier League länger sind? All das und noch viel mehr erfährst du bei uns. Viel Spaß beim Lesen!

„Du musst dich dort jedes Mal reinhauen“ – über die Dominanz von einzelnen Teams

 

Fürsprecher der englischen Liga behaupten, dass jede Saison sechs Clubs um den Titel kämpfen. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Das Stichwort lautet „Big Four“. Zu den „großen Vieren“ in England gehören Manchester United, der FC Liverpool, Arsenal London und der FC Chelsea. Mittlerweile können die „Big Four“ allerdings um ein fünftes Mitglied – Manchester City – erweitert werden.

In der 1. Bundesliga sieht das ein wenig anders aus. Der FC Bayern München dominiert seit Jahren die Meisterschaft. Außer den Bayern gab es in den letzten zehn Jahren keine Mannschaft, die derart konstant spielte. Einzig und allein die Borussia aus Dortmund konnte die Bayern ab und an ein wenig ärgern.

Ein weiteres Argument von Fürsprechern der Premier League ist, dass jeder jeden schlagen kann. Sowohl an der Spitze als auch in der unteren Tabellenhälfte sei alles möglich. Das meint auch Steffen Freund: „Du musst dich dort immer reinhauen, jedes Mal. Das ist in der Bundesliga etwas anders”, so der ehemalige Fußballprofi. Freund spielte sowohl für den FC Schalke 04 als auch für den BVB und für Tottenham Hotspur. Er muss es also wissen.

 

Die Bundesliga spielt mehr Chancen heraus

Bedeutet das, dass die Premier League im Vergleich zur Bundesliga die spielstärkeren Mannschaften hat? Mitnichten! Viele Experten sehen die Bundesliga diesbezüglich klar vorne. Ein Grund hierfür sei, dass der englische Fußball seit Jahren stagniere.

Schaut man sich die Offensivstatistiken der beiden Ligen an, wird deutlich, dass die Experten recht haben. Einer der wichtigsten Indikatoren für die offensive Qualität einer Fußballmannschaft ist die Zahl der pro Spiel herausgespielten Chancen. In der Saison 16/ 17 führte in der Premier League Manchester City diese Statistik nach 20 Spieltagen an und zwar mit 13,4 Chancen. An zweiter Stelle folgte der FC Arsenal mit 12,75 Chancen. Der FC Bayern München erreichte hingegen schon nach 17 Spieltagen die Marke von 15,71 Chancen pro Spiel. Hier hat die Bundesliga die Nase also vorn. Und auch in Sachen Schussversuche, Tore und offensive Passquote führen die deutschen Top-Clubs vor den englischen Vereinen.

Aber lässt sich das pauschal für alle Mannschaften sagen? Die Antwort lautet ja! Selbiges gilt nämlich auch für die deutschen Mannschaften im mittleren und hinteren Tabellenabschnitt. Zudem wiesen die fünf Tabellenkinder in der Saison 16/ 17 eine bessere Chancenverwertung auf als die fünf Letztplatzierten in der Premier League.

Aus diesen Daten lässt sich eine größere Effektivität der Bundesliga-Klubs schließen.

 

Und wie sieht es mit der Härte aus?

Der englische Fußball ist für seine Härte bekannt. Tatsächlich zeigen Statistiken durchweg höhere Zweikampfquoten in der Premier League. Das Spiel ist im Vergleich zur Bundesliga also besonders körperbetont. Zudem legen die englischen Referees die Regeln deutlich toleranter aus. Auf diese Weise wollen sie den Spielfluss fördern und somit die Attraktivität des englischen Fußballs steigern. Dass das kein Allheilmittel ist, zeigen die obigen Werte.

 

Die armen englischen Fans!

Die Premier League wird von ihren Fürsprechern immer wieder als die schnellere, härtere und direktere Spielklasse bezeichnet. Dass das nicht in jedem Punkt zutrifft, wissen wir jetzt. Und auch in Sachen Stimmung in den Stadien kann die Premier League längst nicht mehr mit der Bundesliga mithalten. In der englischen Liga gibt es zwar weniger Spielunterbrechungen, es gibt aber auch weniger Torraumaktionen und die englischen Teams sind deutlich anfälliger für Fehler, als es deutsche Mannschaften sind. Manch ein Experte geht sogar so weit und sagt, dass das Spielerische zum Teil ganz aus dem Stadion verschwindet. Die armen englischen Fans!

Auch Christian Fuchs, der ehemalige Schalker und aktuell Knappe bei Leicester City, hat einmal die Stimmung in den deutschen und englischen Stadien verglichen. Er bezeichnete die Atmosphäre in Wembley, an der Anfield Road und Co. als „insgesamt ruhiger“. Als Grund nannte er die beinahe vollständige Abschaffung von Stehplätzen und die hohen Ticketpreise.

Wer kann das denn noch bezahlen?!

Apropos Ticketpreise: Die folgende Tabelle gibt einen Einblick, wie teuer das Fan-Leben in England im Vergleich zur Bundesliga ist. Die Daten stammen aus dem Jahr 2015 – mittlerweile dürften die Preise weiter angestiegen sein.

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Abbildung 1: https://www.welt.de/sport/fussball/champions-league/article147766320/So-teuer-ist-Fussball-fuer-Fans-in-England.html

 

In Deutschland bezahlt man im Schnitt weitaus weniger als in englischen Stadien. Das trifft sowohl auf die Tickets als auch auf Fanartikel zu. Den einen oder anderen deutschen Fan freut es zudem, dass man in der Commerzbank Arena und Co. noch Bier auf der Tribüne trinken darf. Das ist in England verboten. Zugleich ist auch das Bier in den englischen Stadien teurer.

Die hohen Ticketpreise dürften ein Grund dafür sein, warum immer mehr englische Fans den Stadien fernbleiben. Auch hier hat die höchste deutsche Spielklasse also die Nase vorn. Die Bundesliga hat laut einer Studie sogar die meisten Zuschauer auf der ganzen Welt – im Schnitt strömen jedes Wochenende 42.421 Zuschauer in jedes Stadion.

 

Die Spiele in England dauern im Schnitt länger

Man könnte sagen, dass die Engländer zwar mehr zahlen, für ihr Geld aber auch mehr bekommen: Eine Statistik zeigt, dass die Engländer im Jahr 2016 von allen europäischen Ligen am längsten nachgespielt haben. Für wahre Freude sorgt das beim vielzahlenden englischen Fan natürlich nicht. Während in der Bundesliga im Schnitt 4 Minuten „oben drauf kamen“, waren es in England 6:12 Minuten. Zwischen der Premier League und der Bundesliga liegen die Serie A (5:06 Minuten) und die Ligue 1 (4:25 Minuten). Die Spanier folgen der Bundesliga mit 3:55 Minuten.

Man muss allerdings bedenken, dass es in der Bundesliga seit der Saison 17/ 18 den Videobeweis gibt, d.h. eventuell wird die Bundesliga auch hier bald die Führung übernehmen.

 

Mehr Geld = weniger Talente

Keine Frage: Der deutsche Fußball ist so populär, wie schon lange nicht mehr, vielleicht sogar, wie noch nie. Julian Draxler, Manuel Neuer und Leroy Sané (Manchester City) sind nur einige der weltweit bekannten deutschen Fußballer-Namen. Trotz dieser Popularität des deutschen Fußballs tummeln sich in England nach wie vor mehr internationale Stars. Das liegt schlichtweg daran, dass den Clubs der Premier League mehr Geld zur Verfügung steht. Allein mit Übertragungsrechten machen die englischen Vereine der ersten bis dritten Liga von 2016 bis 2019 etwa 9 Milliarden Euro (!) Gewinn. Das führt u.a. dazu, dass die Vereine den Spielern höhere Gehälter zahlen können. Und da der Fußball für viele eben nur ein Job ist, zieht es viele Profis auf die Insel.

Hierin liegt auch ein Grund, warum die Nachwuchsarbeit der englischen Vereine nicht mit der Talentförderung der deutschen Klubs mithalten kann. Warum Arbeit in die Talentförderung stecken, wenn man die Spieler einfach kaufen kann, scheint das Motto zu sein. Die Talentförderung leidet zudem unter den starren taktischen Konzepten der Trainer in der Premier League. Diese bevorzugen nämlich feste Spielzüge, wodurch es den jungen Spielern an der Möglichkeit mangelt, ihre spielerischen Fähigkeiten und ihre Kreativität zu entfalten.

Die folgenden Tabellen gewähren einen Einblick in die Transferausgaben und -einnahmen der Premier League und der Bundesliga. Vor allem der Saldo verdient eine Beachtung. Dieser stellt die Differenz zwischen den Ausgaben und den Einnahmen dar und untermauert die obigen Aspekte.

 

Transfers: Ausgaben und Einnahmen in der Saison 16/ 17

Wettbewerb Ausgaben Einnahmen Saldo
Premier League 1,36 Mrd. € 564,89 Mio. € – 792,3 Mio. €
Bundesliga 550,08 Mio. € 461,85 Mio. € – 88,23 Mio. €

 

Transfers: Ausgaben und Einnahmen in der Saison 17/ 18

Wettbewerb Ausgaben Einnahmen Saldo
Premier League 1,58 Mrd. € 844,73 Mio. € – 739,16 Mio. €
Bundesliga 595,78 Mio. € 509,95 Mio. € – 85,83 Mio. €

 

„Die Barclay’s Premier League…“

Die beiden oben dargestellten Tabellen legen nahe, dass die Bundesliga „ärmer“ ist als die Premier League. Laut Deloitte, eines der führenden internationalen Netzwerke in der Prüfungs- und Beratungsbranche, befinden sich unter den 20 reichsten Klubs Europas vier deutsche Vereine. Die Premier League ist hingegen mit sieben Clubs vertreten. Das liegt auch daran, dass in der englischen Liga Sponsoren eine deutlich größere Rolle spielen als in der Bundesliga. Welche Bedeutung den Sponsoren zukommt, lässt sich bereits daran erahnen, dass die meisten Trainer in der höchsten englischen Spielklasse in Interviews nicht von der Premier League, sondern von der Barclay’s Premier League sprechen.

In Deutschland vermeidet die 50+1-Regel einen derartigen Ausverkauf der Liga. Diese Regel besagt, dass es Kapitalanlegern nicht möglich ist, die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften zu erlangen, in die die deutschen Vereine ihre Profimannschaften ausgegliedert haben. Doch auch in Deutschland besteht die Gefahr, dass diese Regel nach und nach abgeschafft wird. Das beste Beispiel hierfür ist Hannover 96. Bei dem Verein könnte die Regelung schon bald Geschichte sein.

 

… ist die wirtschaftsstärkste Liga Europas

Die Premier League hat nicht nur, sondern erwirtschaftet auch mehr Geld. Sie ist die mit Abstand wirtschaftsstärkste Liga Europas. Im Jahr 2015/ 16 machte die höchste englische Spielklasse 4,87 Milliarden Euro Umsatz. Die Bundesliga folgte auf Platz 2 und zwar mit 2,71 Milliarden Euro. Allerdings ist das Wachstum der Bundesliga (13 Prozent) stärker als das der Premier League. Ein stärkeres Wachstum hat laut Deloitte nur die Primera Division (19 Prozent).

 

  1. Fußball-Bundesliga und Premier League im Vergleich: finanzielle Eckdaten in Mio. Euro (Geschäftsjahr 2017)

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Der Final-Fluch der deutschen Mannschaften

Bisher hat es nur ein deutscher Klub geschafft, einen englischen Gegner im Finale der UEFA Champions League bzw. in einem gleichwertigen europäischen Wettbewerb zu schlagen – eine Tatsache, die wohl jeden deutschen Fußball-Fan traurig macht. 1975 schlugen die Bayern Leeds United im Europapokal der Landesmeister. Ansonsten waren die Clubs von der Insel immer überlegen – ob nun beim „Finale dahoam“ im Jahr 2012 (FC Bayern München vs. FC Chelsea), 1977 (Gladbach vs. FC Liverpool) oder 1980 (HSV vs. Nottingham Forest). Natürlich ist auch das Finale von 1999 zwischen dem FC Bayern und Manchester United jedem eingefleischten Fußball-Fan noch präsent.

 

Die Konkurrenz schläft nicht

Die Frage nach der „Best League In The World“ ist, wie wir gesehen haben, gar nicht so leicht zu beantworten. Sowohl die Bundesliga als auch die Premier League hat ihre Vorzüge. Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man die beiden höchsten Spielklassen ihres Landes miteinander vergleicht: In Sachen Offensivfußball führt die Bundesliga. Wiederum gilt die Premier League als die härtere der beiden Spielklassen. Die Premier League ist wirtschaftsstärker, kann dafür aber nicht mit der Nachwuchsarbeit des deutschen Fußballs mithalten.

Wir schlagen vor, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das ist der Fußball-Genuss. Das nächste Duell zwischen einer deutschen und einer englischen Mannschaft kommt bestimmt. Vielleicht schafft es ein Bundesligist ja dann, den Final-Fluch zu überwinden. Wobei es durchaus noch ein wenig dauern dürfte, bis sich ein deutscher und ein englischer Club wieder einmal im Finale gegenüberstehen. Die Konkurrenz aus Spanien, Italien und Frankreich schläft schließlich nicht.

 

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